Wenn es darum geht, die Welt von heute verstehen und gestalten zu wollen, ist Metamodernismus der für mich spannendste und vielleicht auch wichtigste Ansatz:

„Metamodernismus ist ein Begriff, der sich auf eine Reihe von Entwicklungen bezieht, die in vielen Bereichen der Kunst, Kultur und Philosophie beobachtet werden und im Anschluss an Postmoderne entstehen. Für viele wird er als Vermittlungen zwischen Aspekten der Moderne und der Postmoderne bezeichnet; für andere deutet der Begriff auch auf eine Integration dieser Sensibilitäten mit vormodernen (indigenen und traditionellen) kulturellen Identitäten hin. Metamodernismus ist dabei einer von mehreren Versuchen, die Postpostmoderne zu beschreiben.“

aus der Wikipedia

Im METAMODERNIST // MANIFESTO umreisst ihn der Künstler und Autor Luke Turner so:

„Der wechselhafte Zustand zwischen und jenseits von Ironie und Aufrichtigkeit, Naivität und Wissen, Relativismus und Wahrheit, Optimismus und Zweifel, auf der Suche nach einer Vielzahl von unterschiedlichen und schwer fassbaren Horizonten.“

Metamodernismus ist auch die Reaktion auf die sich ausbreitende Metakrise, die die Menschheit gerade durchlebt, und zeigt dabei den Silberschweif am Horizont der vielleicht letzten Ausfahrten für eine bessere Zukunft.

Metamodernismus bedient sich möglicher und alternativer Realitäten, beinhaltet die Pendelschwingungen unserer Gefühle, die unser Leben zum zweiten Viertel dieses Jahrhunderts begleiten und umarmt Paradoxien. Er zeigt, warum ganze Generationen so brutal zynisch und gleichzeitig so tiefgründig sein können: wie sie angesichts existenzieller Bedrohungen wie politischer Instabilität, Einkommensungleichheit und vor allem dem Klimawandel, die unser Jetzt aus einer drohenden und bereits eintretenden Zukunft heraus bestimmen, einen Zynismus in ihre Richtung hegen, und wie sie dabei nach Sinn rufen, sich nach einem existenziellen Ziel sehnen und laut und global Veränderung verlangen. Metamodernismus ist das Spiegelbild dieser Dichotomie: beides – und.

Metamodernismus ist auch in der zeitgenössischen Popkultur und Kunst allgegenwärtig. Er befindet sich in einem ständigen Prozess der Selbstentdeckung, spiegelt die Dualismen der natürlichen Welt wider und oszilliert zwischen Ebbe und Flut, Winter und Sommer, Nord und Süd und Yin und Yang. Er erklärt die Gegensätze wie vom gleichzeitigen Konsum von Antidepressiva und MDMA, von Demokratie und Überparteilichkeit, von Tafeln und Milliardär:innen und von säkularisierter Spiritualität.

An diesem Punkt gibt es kein Zurück mehr; unsere Welt wird sich nicht wieder in ein bestimmtes Narrativ oder eine bestimmte Ideologie zwängen lassen – die Ausschläge an den Enden werden nur noch extremer werden. Von hier aus existieren wir in einem Zustand von Grau, schwingend zwischen Schwarz und Weiß, Dunkelheit und Licht, Gut und Böse.

Metamodernismus ist dieser Schwingungszustand von Grau, von der modernen Welt, die auf sich selbst und alles, was vor ihr war, reagiert, mit dem Glauben an die Möglichkeit der Entwicklung, der tief in ihm verwurzelt ist.

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