Im Gäste-WC lebte eine Zeit lang eine Spinne. Sie hat ihren Job ganz gut gemacht, und war dabei stets darauf bedacht, nicht unnötig aufzufallen. Wenn sie dann doch mal zu sehen war, sich von hier nach dort bewegte und sich dabei von mir beobachtet fühlte, verharrte sie sofort und machte sich etwas kleiner.

An einem Tag konnte ich sie nicht sehen. Als ich die Tür schließen wollte, fiel mir dabei auf, dass sie unglücklich zwischen Tür und Spalt hing. Also öffnete ich die Tür weiter, und die Spinne konnte entkommen. Allerdings verschwand sie nicht schnell in eine ihr bekannte Ecke, sondern nahm sich die Zeit und ging den ganzen weiten Weg durch den Flur bis zum gegenüberliegenden Schrank und inspizierte dort die Schuhe. Da ich selbst gerade auf dem Sprung war, sagte ich scherzhaft in ihre Richtung, dass sie da besser nicht mehr sei, wenn ich zurückkäme.

Ein paar Stunden später wieder zu Hause sah ich sie dann wieder in gewohnter Umgebung. Zur Pause ein Spaziergang und kurz etwas anderes sehen für uns beide, wie es schien.


Vor dem Saugroboter fanden sich gelegentlich kleinere Spinnennetze auf Höhe der Fußleisten, vorzugsweise in den Ecken. Und die ersten Wochen nach Inbetriebnahme waren sie auch verschwunden – bis sie dann wieder auftauchten: Etwas höher als der Saugroboter selbst ist.


„Wenn du da nicht schnell abhaust, hat dich der Saugroboter gleich“, sagte ich in Richtung einer Spinne, die in einem ungünstigen Moment ihren Arbeitsplatz wechseln wollte. Doch sie bewegte sich scheinbar nur, wenn ihr der Saugroboter zu nahe kam. Nach etwas Beobachten stellte ich dann allerdings fest, dass die Spinne einfach nur das Muster der Bewegungsbahnen des Roboters abgepasst hatte.

Clevere kleine Tiere.

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