Eine Psychologie der Wissenschaftsleugnung
2024.10.11Wissenschaftsleugnung hat oft wenig mit den Fakten selbst zu tun, sondern wurzelt in tief liegenden psychologischen Mechanismen. Menschen neigen dazu, Erkenntnisse abzulehnen, die ihre Überzeugungen, Werte oder ihre soziale Identität bedrohen. Ein Phänomen wie die Lösungsaversion verdeutlicht das: Wenn uns die möglichen Konsequenzen eines Problems nicht passen, leugnen wir lieber seine Existenz, als uns unangenehmen Wahrheiten zu stellen.
Unsere Zugehörigkeit zu bestimmten sozialen Gruppen erschwert es uns zusätzlich, von der Mehrheitsmeinung abzuweichen. Wer möchte schon als Außenseiter:in dastehen? Auch unsere Werte können mit wissenschaftlichen Erkenntnissen kollidieren und zu einer ablehnenden Haltung führen. Oft beeinflussen Ideologien unser Denken, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Wer allerdings Positionen auf fragwürdiger Wissenschaft aufbaut, begibt sich auf dünnes Eis.
Das Leugnen von Wissenschaft mag kurzfristig ein Gefühl der Sicherheit vermitteln, langfristig schadet es allen Beteiligten. Nur wer Probleme anerkennt, kann an Lösungen mitarbeiten, die den eigenen Bedürfnissen entsprechen. Wie Carl Sagan treffend bemerkte: Die Wissenschaft erforscht, wie das Universum wirklich funktioniert – nicht, was uns ein gutes Gefühl gibt. Die Realität wird uns früher oder später einholen, ob wir wollen oder nicht.