Daniel Kahneman hat ein interessantes Konzept erforscht und populär gemacht, das er „gegnerische Zusammenarbeit“ nennt. Es entstand, da er eine Abneigung gegen die kämpferische Haltung hat, die in wissenschaftlichen Debatten allzu oft anzutreffen ist.

Denn diese Art von Kontroversen sind oft ein schlechter Weg, um die Wissenschaft voranzubringen. Sie wird in der Regel als eine Art Wettbewerb geführt, bei dem es darum geht, jemanden in Verlegenheit zu bringen. Das Merkmal, das die meisten Kritiken intellektuell nutzlos macht, ist die Konzentration auf das schwächste Argument der Gegenseite. Es ist üblich, dass Kritiker:innen eine zusammenfassende Karikatur der Zielposition liefern, das schwächste Argument in dieser Karikatur widerlegen und die totale Zerstörung der Position der Gegenseite verkünden. Wütende Wissenschaft zu betreiben, wie Kahneman es nennt, ist eine erniedrigende Erfahrung.

Im Gegensatz dazu geht es bei der gegnerischen Zusammenarbeit darum, die Kontrahent:innen dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten, nicht um ihre Meinung zu ändern, sondern um ihr Denken zu erweitern, indem sie gemeinsam Experimente entwerfen oder Phänomene untersuchen.

Die Idee ist, Voreingenommenheit zu überwinden und die Qualität der Debatte und der Entscheidungsfindung zu verbessern. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass alle Perspektiven berücksichtigt und die besten Erkenntnisse zu wichtigen Fragen herangezogen werden – ein Instrument zur Förderung intellektueller Ehrlichkeit und Strenge in Forschung und Entscheidungsfindung.