Dystopien waren nie Vorhersagen der Zukunft. Sie sind Beobachtungen und Kritiken der Gegenwart.

„Wow, wie hat Orwell den Überwachungsstaat in 1984 nur so gut vorhergesagt?“

Hat er nicht. Er machte Beobachtungen des Überwachungsstaates, der in seiner Gegenwart bereits existierte, und übertrieb sie, um die Metapher deutlich zu machen.

Das Studium und die Diskussion dieser Werke im Sinne von Vorhersagen und Fragen wie „Glaubst du, dass diese Vorhersagen eingetroffen sind?“ ist nicht nur sinnlos, sondern aktiv kontraproduktiv. Wenn du diese Werke als „Menschen in der Vergangenheit wussten, dass die Zukunft schrecklich sein würde“ betrachtest, verschiebst du die gesamte Perspektive auf eine Art Nostalgie für eine Vergangenheit, die es nicht gegeben hat.

Diese Autor:innen sind keine Orakel. Sie sind Satiriker:innen. Ihre „Vorhersagen“ werden wahr, weil sie schon wahr waren, als sie sie schrieben.

Wenn du also einen aktuellen dystopischen Roman über die Zukunft liest, der dir Sorgen bereitet, lohnt sich der Blick ins Jetzt.