Wahrscheinlich gibt es keine „letzte Gewissheit“. Trotzdem können wir unter Vorbehalt eine pragmatisch verlässliche Überzeugung pflegen. Das ist das Grundverständnis des Begriffs „Glauben“, der deshalb auch nicht im Gegensatz zum Begriff „Wissen“ steht, sondern in einem von Fall zu Fall zu klärenden Verhältnis der Verlässlichkeit:

Wenn etwas zuverlässig, gültig, unabhängig und umfassend ist, hat es immer Vorrang vor dem, was es nicht ist, weil es in diesem Rahmen eine Wirklichkeit mitgestaltet, auf die wir uns alle und untereinander und in Abwesenheit verlassen können.

Und wenn „absolutes Wissen“ nicht zu erreichen ist, so müssen wir doch bestrebt sein, Unsicherheiten ständig zu minimieren und Irrtümer so weit wie möglich auszuschließen, um diesem Streben nach Wahrheit gerecht zu werden und die Verlässlichkeit zu erhöhen.

Die Tatsache, dass wir uns prinzipiell irren können, bedeutet, dass jedes Weltbild im angemessenen Rahmen regelmäßig überprüft werden muss. Wenn es bisher unbekannte Gründe gibt, diese Weltbilder und die ihnen zugrundeliegenden Dogmen zu verwerfen oder zumindest zu modifizieren, dann müssen diese Gründe auch ernsthaft in Betracht gezogen werden.

Wer gläubig ist, ist es in der Regel, weil die betreffende Person von der Wahrheit dessen, was geglaubt wird, überzeugt ist. Und wenn diese Überzeugung gerechtfertigt ist, braucht sie neue Erkenntnisse nicht zu fürchten. Sie würden das Geglaubte nur bestätigen oder verbessern. Das gilt aber auch umgekehrt.