Bärte, tiefe Stimmen und Muskeln – diese „typisch männlichen“ Merkmale dienen weniger dazu, Frauen zu beeindrucken, als andere Männer einzuschüchtern. Sie ähneln eher dem Geweih eines Hirsches als dem Federkleid eines Pfaus. Ob Frauen diese Merkmale attraktiv finden, ist dabei zweitrangig.

Der Evolutionspsychologe Steve Stewart-Williams beleuchtet in seinem Buch „The Ape That Understood The Universe“ einen faszinierenden und oft übersehenen Aspekt der menschlichen Natur: den Wettbewerb zwischen Männern. Dieser drückt sich in ritualisierten Konfliktformen aus, die der Biologe Adam Hart als „Affentanz“ bezeichnet. Dabei geht es darum, Dominanz zu etablieren oder Territorien zu sichern, ohne dass der Konflikt tödlich eskaliert.

Millionen Jahre Evolution haben Spuren in unseren Gehirnen hinterlassen, die unser Verhalten beeinflussen und sich in bestimmten Situationen nur schwer abschalten lassen. Dennoch gibt es implizite Regeln für den Affentanz: Er findet typischerweise zwischen Fremden statt, die sich in Alter und Statur ähneln. Die Zuschauer wollen oft wissen, wie stark ein Neuling ist und wo er in der Hierarchie steht. Hat ein Mann jedoch bereits den Ruf eines gefürchteten Kämpfers, muss er sich seltener beweisen.

Interessanterweise scheint das Konzept des „fairen Kampfes“ Stewart-Williams nach evolutionäre Ursprünge zu haben. Menschen wollen die Kampffähigkeit anderer genau einschätzen können: Faire Kämpfe ermöglichen es, die Fähigkeiten des Gegners genau einzuschätzen, ohne dass einer der Kontrahenten schwer verletzt wird. Das ist evolutionär vorteilhaft, da schwere Verletzungen die Überlebens- und Fortpflanzungschancen beeinträchtigen würden. Deshalb gelten langsam eskalierende Konflikte als aussagekräftiger als solche, die schnell außer Kontrolle geraten.

Der Affentanz ist letztlich ein Statuswettbewerb unter Männern. Wie Männer einander wahrnehmen, hat einen größeren Einfluss auf den Fortpflanzungserfolg als die Einschätzung durch Frauen. Körperliche Überlegenheit sagt die Anzahl der Sexualpartner:innen besser voraus als Attraktivität. Bärte wirken auf Männer einschüchternder als auf Frauen und tiefe Stimmen auf Männer bedrohlicher als auf Frauen anziehend.

Unsere evolutionäre Programmierung beeinflusst unser Verhalten oft unbewusst. Wenn wir aber verstehen, woher diese Impulse kommen, können wir lernen, bewusster damit umzugehen. Denn in der Regel tanzen wir nicht den Affentanz, sondern der Affentanz tanzt uns.