Die Begriffe „global“ und „planetar“ erscheinen auf den ersten Blick vielleicht synonym, bei näherer Betrachtung allerdings offenbaren sich fundamentale Unterschiede:

Das Globale ist ein menschliches Konstrukt, geprägt von Imperien, Kapitalismus und Technologie. Es stellt den Menschen ins Zentrum der Erzählung von der Entstehung des Globus. Das Planetare hingegen, ebenfalls ein menschliches Konstrukt, rückt den Menschen aus dem Mittelpunkt. In der geologischen und biologischen Geschichte des Planeten taucht der Mensch zu spät auf, um eine zentrale Rolle zu spielen.

Das Globale ist Teil einer 500-jährigen aufgezeichneten Geschichte, während das Planetare die Tiefengeschichte, die geobiologische Entwicklung des Planeten umfasst. Das Globale ist einzigartig menschlich, das Planetare vergleichend, geboren aus Fragen wie: Kann der Mars für komplexes Leben bewohnbar gemacht werden? Ist die Venus durch eine außer Kontrolle geratene planetare Erwärmung heiß geworden? Und auch Technologie wird zur planetaren Frage, wenn wir uns überlegen, ob das Erdklima vom Menschen manipuliert werden kann oder ob eine Hightech-Zivilisation zwangsläufig nicht nachhaltig ist.

Nachhaltigkeit ist ein globales, anthropozentrisches Konzept. Er fragt, ob die Menschheit die Erde in einem Zustand hinterlassen kann, der auch für zukünftige Generationen lebensfähig ist. Das Planetare dreht sich um die Bewohnbarkeit – wie wird ein Planet überhaupt für Leben bewohnbar? Dabei ist mit „Leben“ nicht ausschließlich menschliches Leben gemeint. Das Globale betrifft eine vom Menschen dominierte Ordnung des Lebens auf diesem Planeten. Die geobiologische Geschichte zeigt jedoch, dass der Mensch nur eine Minderheit darstellt und dass der Großteil des Lebens auf dem Planeten, gemessen an Gewicht und Anzahl, mikrobiell ist. Das erfordert eine minoritäre Denkweise in Bezug auf andere Lebensformen.

Globus, Erde und Welt sind Kategorien, die eine wechselseitige Beziehung zwischen Mensch und Umwelt voraussetzen. Der Planet hingegen steht uns gleichgültig gegenüber. Wir sind nicht das Ziel der lebenserhaltenden planetarer Prozesse. Der Mensch ist ein Produkt des Zufalls in der Geschichte des Lebens auf diesem Planeten.

Der von menschlicher Technologie geschaffene Globus eignet sich für moralische und politische Fragen, für Themen wie Gerechtigkeit und Normen. Planetare Kräfte können uns jedoch auf unsere kreatürliche Existenz reduzieren. Angesichts planetarer „Wut“ wie Tsunamis, Erdbeben oder Feuerstürmen schrumpft unsere Politik auf eine Politik des bloßen Überlebens zusammen. Etwas, das Kant oder Arendt nicht als „Politik“ bezeichnen würden, da ihr jeglicher Sinn für Moral fehlt – ein komplexes Problem.

Diese Perspektive fordert uns heraus, unseren Platz im planetaren Gefüge neu zu überdenken. Vielleicht müssen wir erkennen, dass wir als Menschen nicht der Mittelpunkt sind, sondern ein winziger Teil eines unermesslich größeren, komplexeren Systems. Eine Erkenntnis, die Demut lehrt und zu einem achtsameren Umgang mit der Erde und anderen Lebensformen ermutigt.