Der technologische Fortschritt bringt nicht nur Verbesserungen, sondern auch neue Herausforderungen und Probleme mit sich. Diese lassen sich nach Kevin Kelly in zwei Kategorien einteilen: Probleme der Klasse 1, die durch Unzulänglichkeiten der Technologie entstehen, und Probleme der Klasse 2, die gerade durch die Perfektion der Technologie verursacht werden.

Probleme der Klasse 1 treten in der Regel früh auf und sind leicht zu erkennen. Sie werden in der Regel durch Marktkräfte gelöst, da Unternehmer:innen und Investor:innen ein Interesse daran haben, die Technologie zu verbessern und weiterzuentwickeln. Sobald eine Technologie jedoch ausgereift und allgegenwärtig ist, treten Probleme der Klasse 2 auf, die nicht mehr allein durch den Markt gelöst werden können.

Wenn etwa Gesichtserkennung perfekt funktioniert und überall eingesetzt wird, reichen Verbesserungen und höhere Verkaufszahlen nicht mehr aus, um die potenziellen negativen Auswirkungen anzugehen. Stattdessen sind zusätzliche Maßnahmen erforderlich, wie die Entwicklung kultureller Normen, kluge Regulierung, breite Aufklärung und ein neues Verständnis des Problems. Diese „weichen“ Faktoren entwickeln sich langsamer als der Markt und erhalten derzeit nicht die notwendige Aufmerksamkeit.

Um die Herausforderungen einer technologisierten Welt zu meistern, müssen wir lernen, über rein marktbasierte Lösungen hinaus zu denken. Nur wenn wir die sozialen und kulturellen Dimensionen des technologischen Wandels ernst nehmen, können wir sicherstellen, dass der Fortschritt uns allen dient – und nicht umgekehrt.